Steinbeis nimmt Abschied von einem Vollblutingenieur mit Tüftlergeist und Leidenschaft für Innovationen. Im Alter von 85 Jahren ist Professor Dipl.-Ing. Karl Schekulin am 19. Mai verstorben. Er war Steinbeiser der ersten Stunde und genoss für seine fachliche Expertise und seine kollegiale und offene Art im Steinbeis-Verbund und weit darüber hinaus national wie international hohes Ansehen.
Karl Schekulin begann seine berufliche Karriere als Ingenieur der Verfahrensentwicklung bei der damaligen Daimler-Benz AG in Stuttgart. Es folgten Stationen als technischer Leiter bei der Inter AG in der Schweiz, Versuchsingenieur bei Gebr. Heller Werkzeugmaschinen in Nürtingen und der AEG Elektrowerkzeuge in Winnenden sowie in den USA, zuletzt als technischer Direktor.
1977 wechselte Karl Schekulin als Professor für Konstruktionslehre an die heutige Hochschule Reutlingen. Sein Fachgebiet waren die Maschinenelemente und Konstruktionssystematik. Seine umfangreiche praktische Expertise brachte er im Rahmen seiner Nebentätigkeit für Steinbeis ein, zunächst für den Technischen Beratungsdienst der Steinbeis-Stiftung an der Hochschule. Im Jahr 1986 schließlich gründete er sein eigenes Steinbeis-Transferzentrum Abtragende Fertigungsverfahren (später Steinbeis-Transferzentrum Verfahrensentwicklung).
„Die Physik lässt sich nicht verbiegen“ – das war Karl Schekulins Credo und Überzeugung. Im Steinbeis-Transferzentrum entwickelte er mit unermüdlichem Elan schwerpunktmäßig neue Fertigungsverfahren für unterschiedliche industrielle Bereiche: Beispielsweise das fünfachsige CNC-Senkerodieren, das sich zum weltweiten Standardverfahren entwickelt hat, oder das gepulste elektrochemische Senken mit getaktetem Gleichstrom. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Wasserstrahlschneiden und vor allem mit der Entwicklung von innovativen Laserbearbeitungsverfahren, wie der Dispersion, bei der Diamant- und Hartmetallkörper in die umgeschmolzene Oberfläche eingemischt werden. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen und technologischen Problemlösungen sind Beleg für seine Schaffenskraft, die sich bis heute in hochwertig bearbeiteten Bauteilen für die Luft- und Raumfahrtindustrie widerspiegelt. 2016 erhielt Karl Schekulin als Würdigung seiner erfolgreichen Arbeit im Steinbeis-Verbund den Transferpreis der Steinbeis-Stiftung – Löhn-Preis als Sonderpreis.
Neben der Leidenschaft für die Forschung und Entwicklung galt Karl Schekulins Begeisterung der Luftfahrt und dem Fliegen als „höchste technologische Form physikalische Effekte perfekt umzusetzen“. Er erfüllte sich den Traum vom Berufspilotenschein. Auch nach Ausscheiden aus dem aktiven Dienst an der Hochschule Reutlingen war Karl Schekulin mit seiner Expertise gefragt. Bis zuletzt war er in seinem Steinbeis-Transferzentrum als Berater aktiv und hat sich seine Neugier und Begeisterung für das Neue bis ins hohe Alter erhalten. Wir verlieren mit Karl Schekulin nicht nur einen herausragenden Ingenieur, sondern auch einen herzlichen, entgegenkommenden Kollegen, den wir schmerzlich vermissen werden.
Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen Angehörigen.
Michael Auer | Manfred Mattulat
Steinbeis-Vorstandsteam